Monday 8 June 2015

Gender, Schweden und ich...oder #wasanderswäre


Nach einer halben Ewigkeit
bin ich dann mal zurück....
auf meinem Blog...
mehr oder weniger verdankt Ihr das Nike,
die gern von mir wissen wollte:

Was wäre, wenn ich ein Mann wäre?

Tja,...ich gebe zu..., ich musste schon ein wenig schmunzeln,
als Nike mir dieses Stöckchen zuwarf,
dass übrigens seinen Ursprung hier hat.



Rein jobtechnisch (siehe Tipp unten!) befasse ich mich schon sehr lange mit Gender,
und grad hier in Schweden wird die Gleichberechtigung SEHR GROSS geschrieben....
Manchmal finde ich dies sehr übertrieben, aber wahrscheinlich nur,
weil ich selber kaum geschlechtsspezifisch denke,
und wenn dann meist mit purer Absicht *gemeines Lachen*
Aber am besten fange ich einfach mal bei der ersten Frage an...



Was wäre anders in deinem Leben, in deinem Alltag, wenn du ein Mann wärst?

Wenn ich ein Mann wäre, dann würde ich wahrscheinlich mehr Geld verdienen. Auch in dem "gleichgestellten" Schweden werden Frauen manchmal schlechter bezahlt als Männer, obwohl die Gleichberechtigung denselben Job zu machen, hier recht normal ist. 
Ich erinnere mich noch an unseren ersten Winter hier, als das Schneeräumkommando in Form eines Mega-Bulldozers die Straße hochfuhr...hinter dem Steuer diesen Kolosses saß das Abbild einer typischen Schwedin (Blondes langes Haar, blaue Augen,...). Ganz kurz dachte ich, dass sie das Fahrzeug ihrem Freund entwendet hatte, aber nein tatsächlich...sie kam jeden Tag! Und mit ihr gibt es endlos viele Frauen in "Männerberufen"...., womit ganz klar ist, dass die Schweden die deutsche "wir haben ja gar kein extra Klo für weibliche Angestellte"-Sache irgendwie schon vor langer Zeit geklärt haben.
Aber zurück zu mir,...als Mann würde ich hier auch nicht viel anders meine Kinder groß ziehen, und wäre von Anfang an daran gewöhnt, dass ich mein Geschirr in die Spüle stelle und dass den Haushalt sicher nicht nur meine Mutter macht. Generell würde ich es als schwedischer Mann als eine Selbstverständlichkeit sehen, dass meine Partnerin die gleichen Rechte und Aufgaben im Haushalt und bei der Familienplanung hat als ich. Ich hätte 180 Tage Erziehungszeit, die ich zum Grossteil selber ableisten muss, auch wenn mir das vielleicht nicht gefällt, aber ein kinderwagenschiebender Vater wäre ich auf jedenfall, ein ganz gängiges Bild hier auf allen Strassen (egal ob Stadt oder Dorf).
Es wäre total normal, dass ich, wenn die Kinder krank sind, zuhause bleibe...



Was tust du nur deshalb, weil du eine Frau bist?

Mich schminken, meine Augenbrauen ausreißen, meine Waden und Achseln rasieren (obwohl letzteres anscheinend ja auch schon die Männer übernommen haben....)....und mich in Kleider kleiden? Keine Ahnung!



Was tust du nicht/welche Dinge lässt du lieber, weil du eine Frau bist?

Haha, wie schon oben gesagt, hier komme ich zu purer Absicht! Es gibt recht wenige Dinge, die ich nicht kann oder können könnte.... Da mein wesentlich älterer Bruder irgendwie zu töffelig äh zwei linke Hände hatte, habe meist ich mit meinem Vater Gartentische zusammengeschraubt, Malerpinsel geschwungen, etc. Dies verbunden mit dem Leben auf einem alten Traditionssegler (sprich: entrosten, lackieren, malen, sägen, etc..) macht, dass ich relativ "fit" bin im Gebrauch von Werkzeug und Maschinen. ABER wenn mich  jeMANNd fragt, kann ich das grundsätzlich nicht! 
Manchmal bin ich einfach gern blond und -sorry- blöd, dann möchte ich einfach gern ein Mädchen sein (auch wenn ich das im Grunde meines Herzens eigentlich ganz wenig bin). Das ist so ein bisschen wie Rosarood (niederländisch für rosarot): Ich wäre gern rosa, aber eigentlich bin das nicht wirklich ich ;-)



Durch welches Klischee fühlst du dich persönlich beeinträchtigt?

Das gängige Frauen-Klischee vielleicht?! Hm....obwohl das ja glücklicherweise jetzt so im Alter doch etwas weniger wird *hoho* Aber F-r-ü-h-e-r habe ich mich meist ziemlich aufgeregt, wenn ich mich Männer aufgrund meines Äusseres bewertet haben. So manch eine "Beziehung" war meist eher basiert auf mein Äusseres als auf mein Inneres....
Was ich ja auch gar nicht leiden kann ist, wenn ich "als Frau" bewertet werde über das was mein Mann tut. Zum Beispiel, wurde ich an Bord unseres Segelschiffes gerne als "die Frau vom Skipper" bezeichnet! Kotz! Hallo!!! ICH war wohl die Frau vom Skipper, aber nebenher war ich vorallem Teilhaberin unseres Charterbetriebes und mindestens genauso wichtig wie er. Da kam ich mir immer so vor, als hätte ich mir den Skipper unter den Nagel gerissen, ...ich (die dumme Trulla... upps, Klischee, sorry).



Erzähle von einer Situation, in der du bemerkt hast, dass es von Vorteil ist, zur Gruppe der Frauen zu gehören?

Uff, ...ehrliche Antwort: NEE! Mir fällt dazu nichts ein, ausser, dass ich dank meines Geschlechts schwanger werden konnte, und ich dieses Gefühl vom Leben in mir, einfach soooo grosse Klasse fand.....die Kaiserschnitte und das Stillen danach (etwaige Brustentzündungen, der ständige Gammelmilchgeruch, usw.) sowie den monatlichen Kram...nee, danke, kein Vorteil in rein körperlicher Hinsicht.
Manchmal ist es vielleicht ganz hilfreich, ein wenig "dumm und blond" zu sein tun, zum Beispiel im Baumarkt oder in der Autowerkstatt, beim Reifenwechsel oder wenn ich mal zu faul bin, selbst die Bierflasche mit den Zähnen zu öffnen...., aber ob das nun ein Vorteil meines Geschlechts ist, wage ich zu bezweifeln ;-)



Gibt es Situationen, in denen das Geschlecht keine Rolle spielt?

Für mich gibt es jede Menge Situationen in denen das Geschlecht keine Rolle spielen muss/müsste. Allerdings unterscheide ich hier ganz klar, in dem wie ich selbst mich darin sehe, mich als Person, nicht unbedingt als Frau! 
Allerdings glaube ich, wenn ich sehe, wie viele -grad deutsche Frauen- in unglücklichen Ehen bleiben, weil der Partner die Kohle verdient und vielleicht einen gewissen Status aufgebaut hat, dann glaube ich, dass es da noch jede Menge zu arbeiten gibt an Gender! Da können Männer sich wie die letzten Schweine benehmen, und den Frauen bleibt manchmal einfach nichts anderes übrig als auszuhalten..., wenn sie sich einen gewissen -oft auch alters- oder familienbedingten- Status halten wollen.
Hier in Schweden wird, ich glaub' irgendwo gelesen zu haben, jede zweite Ehe geschieden. Cool! Nicht weil ich unbedingt finde, dass man sich unbedingt scheiden lassen muss...., aber das es aufgrund der finanziellen und betreuungstechnischen Lage, nicht sein muss, dass Frauen bei ihren Männern bleiben müssen und Kinder in unglücklichen Beziehungen aufwachsen!



Am Ende dieses kleinen Berichtes, wie Rosarood Gender sieht, möchte ich euch noch gern dieses zeigen. Grad für die Pädagogen unter euch, zum Schreien! Einfach genial...seht selbst!
Die superweichen Helden!   gehören hier zum neusten Genderhit in der Förskolan, und ganz neu dazu


In diesem Sinne,
Ich hab' gern mitgemacht,
und ich lasse das Stöckchen offen rumliegen,
wer mag, nehmt es mit!
...aber nicht den hashtag #wasanderswäre vergessen!



Kram,

Rosarood



2 comments:

  1. Hallo! Ich finde es gut, wenn man für solche Themen das Bewusstsein schärft. Geschlechtspezifisch denken wir doch alle (unbewusst). Zuletzt hab ich gehört "für ein Mädchen spielst du ganz gut Fußball!" Da ist mir erst aufgefallen, wie Kinder schon mit bestimmten Rollenbildern aufwachsen.
    LG, Monika

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  2. Bin endlich mal wieder in der Blogwelt aktiv und dann sehe ich diese Perle. Tolle Initiative und vor allem toller Bericht von dir!
    Kram!

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